Kirche Staufberg

Überblick


8. Jahrhundert
Bei den letzten Ausgrabungen im Jahr 1994 wurden Spuren römischer Siedlungen, frühmittelalterlicher Gräber sowie Schutt einer ersten Kirche gefunden.

10. und 11. Jahrhundert
Eine zweite Kirche wurde vermutlich im 10. und der Turm im 11. Jahrhundert erstellt. Zur heutigen Grösse vollendet wurde die Kirche durch verschiedene Ausbauten und Erweiterungen während rund 500 Jahren.

1173
Erstmalige urkundliche Erwähnung des Gotteshauses. Gilt als Gründung der Grafen von Lenzburg und des Klosters Beromünster.

1419
Nach einem Brand wurde der Chor in der heute noch bestehenden Form neu errichtet und die eindrücklichen Bildfenster eingebaut.

1720
Einbau farbige Barockkanzel aus Holz geschnitzt.

1960
Sämtliche Gebäude auf dem Staufberg werden unter eidgenössischen Denkmalschutz gestellt.

1968
Einbau der bestehenden zweimanualigen Orgel. Sie umfasst 20 Register. Das Gehäuse und das Rückpositiv wurde farblich an die Kanzel angepasst.

1994/1995
Innenrenovierung. Besonders hervorzuheben ist die Kirchendecke im Kirchenschiff.

2002
Aussenrenovierung. Aufgrund von alten Funden erhält der Turmoberteil seine heutige Farbe.


Taufstein

Der heutige Taufstein stammt aus dem Jahre 1770 und war ein Geschenk des damaligen Landvogtes von Lenzburg, Johannes Rudolf Schmalz, und ist mit dessen Wappen geschmückt. Der alte Taufstein ist leider nicht erhalten.

Kanzel

Ausser dem achteckigen Sockel der ehemaligen gotischen Steinkanzel ist nichts mehr vorhanden. Die heutige, aus Holz geschnitzte, farbige Barockkanzel stammt aus dem Jahre 1720. Sie wurde 1903 dunkelbraun übermalt und an das übrige Holzwerk angepasst. Bei der Restaurierung 1994/1995 wurden ältere Farbschichten entdeckt. Das hellblau - oder Preussischblau wie es genannt wird - ist somit wahrscheinlich die ursprüngliche erste Farbe oder Bemalung von 1720.

Auf der Kanzel sind verschiedene Wappen der noch heute existierenden Staufner-, Schafisheimer- und Niederlenzer Geschlechter abgebildet wie z.B. Rohr – Staufen, Härdi – Staufen, Wildi – Schafisheim, Kull – Niederlenz, etc. 

Fenster

Die gotischen Chorfenster bilden den kostbarsten Schatz der Kirche Staufberg. Der nicht mehr vollständig erhaltene Bildzyklus wurde von unbekannten Künstlern geschaffen und umfasst im Wesentlichen die Verkündigung, die Geburt und das Leben Jesu Christi bis zur Kreuzigung.

Decke

Die Decke der Kirche wurde 1892 mit braunem Krallentäfer erneuert. Sie dunkelte mit der Zeit ab und wurde unansehnlich. Zwischen dem Chor und dem Kirchenschiff war eine Balkenattrappe angebracht. 

Dank im Estrich gelagerter Bretter, welche die gleichen Farben und Ornamente aufwiesen wie die Kanzel, konnte die Decke im barocken Stil rekonstruiert werden. Die Einteilung der heutigen Decke mit 5*6 Felder ist nicht willkürlich. Anhand der gefundenen alten Bretter, die immerhin 17% der alten Decke ausmachten, konnte die Felderbreite und Länge genau bestimmt werden. Auch die Ornamente sind original der gefundenen Stücke genau gleich, freihändig, ohne Schablonen aufgemalt. Je nach Lichteinfall erscheint die Decke in grau, grün oder blau. Im Sonnenlicht hat das Preussischblau einen grünlichen Schimmer.

Geläute

Nach dem Stadtbrand von 1490 wurde die Glocke 2 in die neu erbaute Kapelle nach Lenzburg gegeben. Als Ersatz dafür konnte bereits um 1500 die neue Glocke 3 aufgezogen werden. 1935 gelangte die Glocke 2 durch Leihvertrag mit drei anderen in die neu erbaute reformierte Kirche von Birmenstorf AG. Dank der Unterstützung durch den Stadtrat von Lenzburg konnte sie 2002 als Dauerleihgabe wieder heimgeholt werden. Das Geläute der Kirche Staufberg bestand ab 1420 aus zwei, später aus drei seit dem 1. September 2002 (erstmaliges Läuten) aus vier Glocken.

Glocke 1, gegossen 1420, Durchmesser 135 cm, 1450 kg, Schlagton: es’
Glocke 2, gegossen 1420, Durchmesser 103 cm, 950 kg, Schlagton: as’
Glocke 3, gegossen ca. 1500, Durchmesser 95 cm, 500 kg, Schlagton: b’
Glocke 4, gegossen 1786, Durchmesser 75 cm, 300 kg, Schlagton: ces’

Pfarrhaus Staufberg mit Scheune

Errichtet in spätgotischer Zeit mit mehreren Umbauten bis ins 18. Jahrhundert. Eine erste Scheune entstand 1582. Die jetzige Scheune entstand 1762. Sie wurde 1980 renoviert und zum Begegnungsraum umgestaltet.

Sigristenhaus Staufberg

1513 als Beinhauskapelle errichtet, 1586 zum Wohnhaus umgebaut und 1964 um den Anbau auf der Nordseite erweitert.

Wasch- und Sodhaus auf dem Staufberg

Der Schacht wurde 1488 gegraben und war für die Wasserversorgung der Bewohner des Staufberges bis 1912 in Betrieb. In Fronarbeit wurde 1996/1997 der Schacht freigelegt und das grosse Tretrad wieder funktionsfähig gemacht. Ein Film über das Tretrad gibt noch tiefere Einblicke in den Sodbrunnen.


Weitere Informationen zur Geschichte der Kirche Staufberg finden Sie hier.


Staufbergliedli


I kenne es Bergli im Aargauerland,
Si Schönheit und Ussicht isch ringsum bekannt,
wie mag es denn heisse! Errotet doch gschwind!
Es isch euses Staufberg, das weiss jedes Kind.

E Zauber lit drüber, e heimlechi Macht,
Im Sommer, Im Winter, bi Tag und bi Nacht.
Chasch laufe wit ume, chasch luege wo d’wit,
es herzigeres Plätzli, das findsch du halt nit.

Es Kirchli tuet winke, vom Grüene umgeh,
Und’s Glöggli, das tönt bis zur Aare, zum See,
Es rüeft und es bittet, o nehmet euch Zyt,
Vergesset der Vatter im Himmel doch nit.

Und möchtisch di freue an Gottes Natur,
Stieg ufe zum Kirchhof und lueg vo der Mur
Uf Wälder und Matte, uf Berge und See,
Und Burge und Schlösser, was will me no meh?

O Staufberg, du bisch mir so lieb und so wert,
So lang i darf blibe uf euserer Erd‘,
Bin i dir verbunde, ob nah oder fern,
O Staufberg, o Staufberg, i ha di so gern.

Alice Schenkel 1898 - 1979
Pfarrfrau auf dem Staufberg 1932 - 1966